Nach dem Schlaganfall:
Wie lassen sich Bewegungsstörungen wirksam behandeln?
Rund 1,8 Millionen Menschen leben in Deutschland mit den Folgen eines Schlaganfalls – und jährlich kommen mehr als 270.000 Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten hinzu. Ein Schlaganfall ist bei Erwachsenen die häufigste Ursache für Behinderungen: Rund 60 Prozent der Betroffenen sind ein Jahr danach auf Therapie, Hilfsmittel oder Pflege angewiesen. Besonders häufig sind Menschen nach einem Schlaganfall von Bewegungsstörungen betroffen: Mehr als die Hälfte der Patientinnen und Patienten leiden unter Lähmungen oder Verkrampfungen – medizinisch Spastiken genannt. Diese Folgen stellen besondere Anforderungen an die Nachsorge: Zum einen ist eine schnelle, intensive und spezialisierte Rehabilitation unmittelbar nach dem Schlaganfall wichtig, zum anderen das Ausschöpfen aller Behandlungsmöglichkeiten auch lange nach dem Schlaganfall. Worauf es bei der Behandlung von Bewegungsstörungen nach einem Schlaganfall ankommt, dazu informieren Expertinnen und Experten der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe am Lesertelefon.
Defizite
in der Schlaganfall-Nachsorge
Wer in Deutschland einen Schlaganfall erleidet, kann sich auf
eine hervorragende Erstversorgung verlassen. Bis heute haben die Stiftung
Deutsche Schlaganfall-Hilfe und die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft 348
Schlaganfall-Spezialstationen, so genannte Stroke Units, zertifiziert. Die
Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu überleben, hat sich in den
vergangenen 30 Jahren in etwa verdoppelt. Entsprechend gestiegen sind die
Anforderungen an die Nachsorge – und hier besteht nach Angaben der Stiftung
Deutsche Schlaganfall-Hilfe Nachholbedarf: Zu wenige Patientinnen und Patienten
erhielten zum Beispiel nach der Akutbehandlung eine spezialisierte
neurologische Rehabilitation, in der Bewegungsstörungen nach neuesten
Erkenntnissen behandelt werden. Auch bei der Therapie von Spastiken hätten zu
wenige Betroffene Zugang zu einer leitliniengerechten Behandlung.
Schlaganfall-Folgen schnell, gezielt und dauerhaft behandeln
Unmittelbar nach einem Schlaganfall ist die Fähigkeit des
Gehirns noch groß, neue Verbindungen zu schaffen und die durch den Schlaganfall
zerstörten Strukturen zu ersetzen. Verloren gegangene Fähigkeiten wie das Gehen
oder Greifen lassen sich im ersten halben Jahr besonders gut neu erlernen.
Voraussetzung dafür ist eine schnelle, intensive und spezialisierte
Rehabilitation. Moderne Reha-Kliniken und -zentren setzen dabei zum Beispiel
auf Robotik-gestützte Therapien. Bewegungsroboter ermöglichen in Verbindung mit
Computerspielen ein intensives Training, bei dem Bewegungen spielerisch hochfrequent
und ausdauernd wiederholt werden. Doch solche innovativen Therapieangebote
erreichen bisher noch zu wenige Betroffene. Versorgungslücken gibt es auch bei langfristigen
Behandlungsangeboten. Selbst nach Jahren können heute verfügbare Intensivtherapien
Fortschritte bringen. Die Realität sieht für viele Betroffene jedoch anders
aus: Sie erhalten in der Regel zwei kurze Therapieeinheiten pro Woche –
deutlich zu wenig, um Fortschritte zu erzielen.
Behandlung von Spastiken unzureichend
Neben Lähmungen zählen Spastiken zu den häufigsten körperlichen
Folgen eines Schlaganfalls. Die unwillkürlichen Muskelverkrampfungen an Armen
und Beinen treten meist erst einige Zeit nach dem Schlaganfall auf und können
die Mobilität und Selbstversorgung erheblich beeinträchtigen. Für die
Betroffenen stellen Spastiken eine zusätzliche große Belastung dar und können
sich verschlimmern, wenn sie nicht schnell und ausreichend therapiert werden. Bei
der Behandlung von Spastiken hat die Medizin in den vergangenen Jahren bedeutende
Fortschritte erzielt. Die aktuellen Leitlinien sehen zur Behandlung lokal
begrenzter Spastiken regelmäßige Physio- und Ergotherapie sowie den Einsatz von
Botulinumtoxin
als Injektionstherapie sowie eine adäquate Hilfsmittelversorgung vor. Doch nur
ein Bruchteil aller Betroffenen, die von dieser Kombinationstherapie
profitieren könnten, erhalten sie auch. Zu selten werden
Patientinnen und Patienten mit Spastiken an spezialisierte Neurologen oder Botulinumtoxin-Ambulanzen
überwiesen.
Bewegungsstörungen nach Schlaganfall – Expertinnen und
Experten am Lesertelefon
Wann sollte eine Rehabilitation nach einem Schlaganfall
beginnen? Was zeichnet eine spezialisierte neurologische Reha aus? Wie komme
ich an einen Platz in einer solchen Reha-Einrichtung? Wie stelle ich sicher,
dass Spastiken wirksam behandelt werden? Mein Schlaganfall liegt Jahre zurück –
welche Therapieangebote stehen mir noch zur Verfügung? Wie finde ich eine
Einrichtung für eine Intensivtherapie – und wer übernimmt die Kosten? Wo kann
ich mich über Therapiemöglichkeiten und Hilfsmittel informieren und wer
unterstützt bei der Antragstellung?
Alle Fragen rund um die Behandlung von Bewegungsstörungen beantworten die Expertinnen und Experten der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe in der Sprechzeit.
Gutes Thema! Bitte senden Sie mir die Redaktionsunterlagen zu.